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Wie funktioniert ein Umsatzsteuerkarussell?

Wie funktioniert ein Umsatzsteuerkarussell

Das Umsatzsteuerkarussell ist ein komplexer Mechanismus innerhalb des Finanzsystems. Es nutzt die Umsatzsteuergesetze und den grenzüberschreitenden Handel innerhalb der EU geschickt aus. Durch eine Reihe von ineinandergreifenden Transaktionen zwischen verschiedenen Unternehmen, darunter oft Scheinfirmen, wird Umsatzsteuer mehrfach geltend gemacht oder nicht abgeführt. Dieses Karussell dreht sich um den Missbrauch des Vorsteuerabzugs und der Umsatzsteuerbefreiung bei Exporten, wodurch es den Betrügern ermöglicht wird, ungerechtfertigte Steuererstattungen zu erhalten oder Steuerzahlungen zu umgehen. Wir erklären, wie das komplexe System eines Umsatzsteuerkarussells funktioniert.

1. Was ist die Umsatzsteuer?

In Deutschland wird eine Umsatzsteuer von 19 % bzw. ein ermäßigter Satz von 7 % auf Produkte und Dienstleistungen erhoben, die von Unternehmen an das Finanzamt abgeführt und auf Rechnungen ausgewiesen werden muss: Dies schreibt das Umsatzsteuergesetz (UStG) vor. Diese indirekte Steuer, die hauptsächlich von Endverbrauchern getragen wird, dient der Einnahmegenerierung für den Staat, beeinflusst den Konsum durch variable Steuersätze und ist ein integraler Bestandteil der Wirtschaft, da sie auf verschiedenen Produktions- und Handelsstufen angewandt wird.

2. Wie funktioniert Umsatzsteuerbetrug?

Wie funktioniert Umsatzsteuerbetrug?

Unsplash: @ Eran Menashri

Das Phänomen des Umsatzsteuerbetrugs, auch bekannt als Karussellbetrug, beruht auf der Manipulation des Mechanismus von Umsatzsteuerberechnung und -erstattung. Unter normalen Umständen gleichen sich die von einem Unternehmen gezahlten Umsatzsteuern und die ihm erstatteten Vorsteuern aus, sodass der Staatshaushalt neutral bleibt – es fließen ebenso viele Umsatzsteuern in die Staatskasse, wie Vorsteuern an die Unternehmen zurückfließen.

Beispiel für einen Umsatzsteuerbetrug

Ein konkretes Beispiel für einen Umsatzsteuerbetrug wäre ein Bauunternehmer, der Baustoffe kauft und dafür 200 Euro Umsatzsteuer entrichtet. Der Baustoffhändler führt diese 200 Euro als Umsatzsteuer an das Finanzamt ab. Der Bauunternehmer kann sich diese 200 Euro als Vorsteuer vom Finanzamt zurückerstatten lassen. In diesem Szenario bleibt die Bilanz des Staates ausgeglichen.

Der Betrug tritt jedoch auf, wenn Scheinrechnungen im Spiel sind, die keine tatsächlichen Warenbewegungen widerspiegeln und somit keine Umsatzsteuer an den Fiskus abgeführt wird. Wenn beispielsweise der Baustoffhändler keine Umsatzsteuer für die verkauften Baustoffe entrichtet, der Bauunternehmer aber die Vorsteuererstattung von 200 Euro beansprucht, entsteht eine Diskrepanz. Der Staat erleidet einen Verlust von 200 Euro, da er Vorsteuer erstattet, ohne die entsprechende Umsatzsteuer erhalten zu haben.

Diese Methode wird im Rahmen von Umsatzsteuerkarussellen angewendet, wobei die Betrüger durch mehrere Unternehmen und Länder hinweg agieren, um die illegale Erstattung von Umsatzsteuer zu maximieren und die Aufdeckung zu erschweren.

3. Was ist ein Umsatzsteuerkarussell?

Das Umsatzsteuerkarussell ist eine Betrugsmethode, bei der die Täter die Grenzen zwischen den EU-Ländern ausnutzen, um unrechtmäßige Erstattungen von Umsatz- und Vorsteuer zu erhalten und so die Finanzbehörden verschiedener EU-Staaten zu täuschen.

In diesem System werden Waren unter dem Deckmantel betrügerischer Absichten durch Scheinfirmen gehandelt und über nationale Grenzen hinweg bewegt. Die Güter durchlaufen dabei einen zyklischen Prozess, der als Karussell bezeichnet wird, bei dem die Waren letztlich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren. Durch diesen zirkulären Handel werden die Waren scheinbar legitim gehandelt, während in Wirklichkeit die Absicht besteht, Steuererstattungen zu erschleichen und so die Staatskassen zu schädigen.

4. Das Umsatzsteuersystem und der offene Binnenmarkt der EU

Das Umsatzsteuersystem und der offene Binnenmarkt der EU

Unsplash: @ Kelly Sikkema

Das System der Umsatzsteuer-Erstattung in der EU und speziell in Deutschland basiert auf einem offenen Binnenmarkt und dem Netto-Allphasen-Umsatzsteuersystem mit Vorsteuerabzug. Dieses System sorgt dafür, dass auf jeder Produktions- oder Handelsstufe Umsatzsteuern erhoben und gleichzeitig die Vorsteuern aus vorangegangenen Stufen erstattet werden.

Nehmen wir als Beispiel wieder den  Bauunternehmer, der Baustoffe für seine Projekte kauft. Der Bauunternehmer erwirbt beispielsweise Zement von einem Lieferanten. Dieser Lieferant hat den Zement zuvor von einem Hersteller gekauft und dabei Umsatzsteuer entrichtet. Der Bauunternehmer zahlt nun ebenfalls Umsatzsteuer beim Kauf des Zements, kann sich aber die Vorsteuer, die der Lieferant beim Erwerb des Zements gezahlt hat, erstatten lassen. Diese Vorsteuerabzugsberechtigung setzt sich fort, bis die Baustoffe schließlich im Bauvorhaben verwendet werden.

Am Ende der Kette steht der Endverbraucher – in diesem Fall könnte das ein Unternehmen oder eine Privatperson sein, die ein Bauvorhaben in Auftrag gibt. Dieser Endverbraucher trägt letztendlich die Umsatzsteuerlast, da keine Vorsteuererstattung mehr erfolgt. So wird sichergestellt, dass die Umsatzsteuer systematisch auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette erhoben, aber auch entsprechend erstattet wird, bis das Produkt oder die Dienstleistung den Endverbraucher erreicht.

5. Das grenzübergreifende Umsatzsteuerkarussell

Das grenzübergreifende Umsatzsteuerkarussell

Unsplash: @ Paul Teysen

Das Umsatzsteuerkarussell ist eine betrügerische Praxis, die die Regelungen des europäischen Binnenmarktes ausnutzt, wonach grenzüberschreitende Lieferungen innerhalb der EU von der Umsatzsteuer befreit sind. Nehmen wir als Beispiel für ein Karussellgeschäft eine Baustofflieferung von einem österreichischen Hersteller an ein deutsches Bauunternehmen, bei der keine Umsatzsteuer anfällt.

In einem typischen Szenario verkauft ein Unternehmen A aus dem EU-Ausland, als „In-Buffer“ bezeichnet, ein Produkt steuerfrei an den deutschen Händler B. Händler B, auch bekannt als „Missing Trader“, verkauft das Produkt weiter an das Unternehmen C, diesmal mit Umsatzsteuer, führt jedoch die eingenommene Umsatzsteuer nicht an das Finanzamt ab. Händler B ist oft nur eine Schein- oder Briefkastenfirma, deren Hauptziel es ist, als Zwischenhändler in kurzer Zeit hohe Umsätze zu generieren, bevor sie spurlos verschwindet, um den Behörden zu entgehen.

Das Produkt gelangt nun zu Unternehmen C, einem „Buffer“, der das Produkt mit einem kleinen Gewinn an Unternehmen D weiterverkauft. Unternehmen C handelt gesetzeskonform und gleicht die eingenommene Umsatzsteuer mit der von B gezahlten Vorsteuer ab und führt sie ordnungsgemäß ab.

Schließlich verkauft Unternehmen D, der „Distributor“, das Produkt zurück an Unternehmen A. Da dieser Handel grenzüberschreitend ist, wird erneut keine Umsatzsteuer erhoben. Unternehmen D kann jedoch die für den Kauf von Unternehmen C gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer beim Finanzamt geltend machen. Dieser Kreislauf ermöglicht es den Beteiligten, sich unrechtmäßig Umsatzsteuerbeträge zu erschleichen, indem sie die Regelungen für grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb der EU ausnutzen.

6. Das Ergebnis des Umsatzsteuerkarussells

Bei Betrachtung des Umsatzsteuerkarussells stellt sich die Frage nach dem tatsächlichen Gewinn der beteiligten Akteure am Karussellbetrug. Unternehmen C und D profitieren jeweils von den Margen, die sie durch Preisaufschläge bei ihren Transaktionen erzielen. Unternehmen B hingegen zieht seinen Nutzen aus der einbehaltenen Umsatzsteuer, die aus dem Verkauf an Unternehmen C resultiert und nicht an das Finanzamt weitergeleitet wird. Dies verursacht den Hauptteil des Schadens für die Steuerbehörden in der gesamten EU.

Interessanterweise zahlt Unternehmen A am Ende des Prozesses für den Rückkauf seines eigenen Produkts von Unternehmen D einen niedrigeren Preis, als es ursprünglich beim Verkauf an Unternehmen A erhalten hat.

7. Warum lohnt sich ein Umsatzsteuerkarussell?

Warum lohnt sich ein Umsatzsteuerkarussell?

Unsplash: @ Razvan Chisu

Die Profitabilität des Umsatzsteuerkarussells beruht vorwiegend auf der Verwendung zusätzlicher Schein- und Strohfirmen, die beträchtliche Umsatzsteuerbeträge manipulieren. Mit jedem zusätzlichen Zwischenschritt im Prozess steigt die Möglichkeit, unrechtmäßig hohe Gewinne im Karussellgeschäft zu erzielen.

Selbst ein scheinbar einfacher Fall dieses Betrugs ist für die Steuerbehörden schwer nachvollziehbar. Die Komplexität erhöht sich noch durch grenzüberschreitenden Handel, den Einsatz weiterer Strohfirmen und andere verschleiernde Elemente, was die Aufdeckung des Systems für die Steuerbehörden nahezu unmöglich macht.

Bis die Betrügereien, die sich auf unrechtmäßig erstattete oder vorenthaltene Umsatzsteuerbeträge beziehen, von den Steuerbehörden entdeckt werden, haben die involvierten Firmen oft schon das Land verlassen und sind mit den unrechtmäßig erlangten Profiten verschwunden.

8. Fazit

Das Umsatzsteuerkarussell ist eine hochkomplexe Betrugsmaschinerie, die die Regelungen des internationalen Handels und Umsatzsteuersystems ausnutzt, um ungerechtfertigte Steuervorteile zu erlangen. Das Karussellgeschäft schadet nicht nur den Staatseinnahmen erheblich, sondern birgt auch für beteiligte Unternehmen ein hohes Risiko, ungewollt in illegale Aktivitäten verwickelt zu werden. Angesichts der Komplexität und der rechtlichen Konsequenzen ist es äußerst ratsam, professionelle Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, falls man in ein Umsatzsteuerkarussell involviert ist. Als Steuer-Experten hilft das Team der Kanzlei Mauss Ihnen gerne, die Situation zu analysieren, rechtliche Schritte einzuleiten und das Unternehmen vor möglichen finanziellen und rechtlichen Schäden zu schützen.

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