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Die Auswirkungen von Karussellbetrug auf die Wirtschaft

Auswirkungen von Karussellbetrug auf die Wirtschaft

pixabay @succo

Der Umsatzsteuerkarussellbetrug, auch bekannt als Karussellbetrug, ist eine Form des Steuerbetrugs, die erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft hat. Sowohl Unternehmen als auch Steuerbehörden sind davon betroffen, da die komplexen Mechanismen dieses Betrugs hohe finanzielle Verluste und administrative Herausforderungen verursachen. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf den Schaden durch Umsatzsteuerkarusselle, erläutern die zugrunde liegenden Mechanismen und beleuchten, welche Maßnahmen gegen diesen Betrug ergriffen werden können.

1. Was ist ein Umsatzsteuerkarussell?

Ein Umsatzsteuerkarussell, auch bekannt als Mehrwertsteuerkarussell, ist eine Betrugsform, bei der mehrere Unternehmen innerhalb der Europäischen Union (EU) gezielt zusammenarbeiten, um sich unrechtmäßig Umsatzsteuerrückerstattungen zu erschleichen. Die Betrüger nutzen die Regelungen des Umsatzsteuerrechts aus, bei denen innergemeinschaftliche Lieferungen von der Mehrwertsteuer befreit sind. Dies ermöglicht es den Betrügern, die Waren mehrfach durch verschiedene Länder und Unternehmen „kreisen“ zu lassen, was den Namen „Karussellbetrug“ erklärt.

Obwohl der Karussellbetrug besonders in der EU verbreitet ist, da hier die Regelungen des Binnenmarktes genutzt werden, kann dieses Grundprinzip des Betrugs auch in Nicht-EU-Ländern vorkommen. Oft arbeiten sogenannte „Conduit“-Unternehmen mit, die lediglich zum Schein existieren und keine reale wirtschaftliche Tätigkeit ausüben.

2. Wie funktioniert der Karussellbetrug?

Wie funktioniert der Karussellbetrug?

pixabay @ StockSnap

Der Karussellbetrug basiert auf einem relativ einfachen, aber schwer zu entlarvenden Prinzip. Der Betrug beginnt in der Regel mit einem sogenannten „Missing Trader“ (fehlender Händler). Dieser kauft Waren aus einem EU-Mitgliedstaat ohne Mehrwertsteuer und verkauft diese im Inland mit Mehrwertsteuer weiter. Statt jedoch die eingenommene Mehrwertsteuer an das Finanzamt abzuführen, verschwindet der Händler spurlos.

Ein weiteres Unternehmen in der Lieferkette nutzt den Vorsteuerabzug, um die Erstattung der gezahlten Vorsteuer vom Finanzamt zu fordern.

Oft wird eine Kette von Firmen aufgebaut, um die Spur des Betrugs zu verschleiern. In dieser Kette spielen mehrere Akteure unterschiedliche Rollen:

      • Missing Trader (fehlender Händler): Dieser Händler verschwindet, ohne die von den Käufern eingenommene Mehrwertsteuer an die Steuerbehörden abzuführen.
      • Buffer (Puffer): Diese Unternehmen sind zwischengeschaltet, um den Ursprung der Waren zu verschleiern und die Kette der Transaktionen zu verlängern. Buffers haben eine scheinbare wirtschaftliche Tätigkeit, um den Betrug zu kaschieren.
      • Broker (Makler): Das letzte Unternehmen in der Kette, das die Waren wieder an den ausländischen Markt verkauft und die Erstattung der Vorsteuer vom Finanzamt einfordert.

Durch das geschickte Zusammenspiel dieser Akteure entsteht eine komplexe Kette von Lieferungen und Steuerforderungen. Am Ende bleibt der Staat auf hohen Steuerausfällen sitzen, da die Mehrwertsteuer, die von den Käufern in der Kette gezahlt wurde, an niemanden abgeführt wird.

3. Umsatzsteuerkarussell Schaden: Die wirtschaft­lichen Auswirkungen

Der Schaden, der durch den Umsatzsteuerkarussellbetrug verursacht wird, ist erheblich und hat sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene weitreichende Konsequenzen. Die wichtigsten Auswirkungen des Karussellbetrugs auf die Wirtschaft sind:

Steuerausfälle in Milliardenhöhe

Die durch Umsatzsteuerkarusselle entstehenden Steuerausfälle belaufen sich EU-weit auf geschätzte 50 bis 60 Milliarden Euro pro Jahr. Die Europäische Union schätzt, dass etwa 15-20% des gesamten Umsatzsteuerbetrugs auf Karussellbetrug zurückzuführen sind. Diese fehlenden Einnahmen könnten stattdessen in öffentliche Projekte, Infrastruktur oder Bildung investiert werden. Besonders betroffen sind Länder mit einem hohen innergemeinschaftlichen Handelsvolumen, da hier die Betrüger den größten Nutzen aus der Befreiung von der Mehrwertsteuer bei Exporten ziehen können.

Wettbewerbsverzerrungen

Der Umsatzsteuerkarussellbetrug schafft unfaire Wettbewerbsbedingungen. Unternehmen, die sich an legale Geschäftspraktiken halten, stehen im Wettbewerb mit betrügerischen Firmen, die durch die nicht abgeführte Umsatzsteuer einen erheblichen Preisvorteil erzielen. Dies kann zu einer Verdrängung von seriösen Unternehmen und einer Verzerrung des Marktes führen.

Administrative Kosten und Belastungen

Administrative Kosten und Belastungen

pixabay @ OpenClipart-Vectors

Die Aufdeckung und Verfolgung von Umsatz­steuerkarussell­betrügern ist für Steuerbehörden und die Justiz extrem ressourcenintensiv. Die Nachverfolgung komplexer Transaktionen, die oft über mehrere Ländergrenzen hinweg erfolgen, erfordert erhebliche personelle und technische Ressourcen. Die Zusammenarbeit zwischen den Steuerbehörden der EU-Mitgliedstaaten ist ebenfalls zeitaufwendig und komplex.

Beispiel für einen Schaden durch Umsatzsteuerkarussell

Ein typisches Beispiel für einen Umsatzsteuerkarussellbetrug könnte folgendermaßen aussehen: Firma A in Deutschland kauft Waren von Firma B in Frankreich ohne Mehrwertsteuer. Firma A verkauft diese Waren an Firma C in Deutschland und berechnet dabei Mehrwertsteuer. Firma C nutzt den Vorsteuerabzug, um die gezahlte Vorsteuer zurückzufordern, während Firma A die eingenommene Mehrwertsteuer nicht an das Finanzamt abführt. Dieser Prozess wiederholt sich in einem Kreislauf, bis der Schaden in Millionenhöhe liegt.

4. Maßnahmen zur Bekämpfung des Karussellbetrugs

Um den Umsatzsteuerkarussell-Schaden zu begrenzen, haben sowohl die EU als auch die nationalen Regierungen verschiedene Maßnahmen ergriffen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Transparenz zu erhöhen, den Informationsaustausch zwischen den Steuerbehörden zu verbessern und die Strafverfolgung zu intensivieren.

Einführung des „Reverse-Charge-Verfahrens“

Das Reverse-Charge-Verfahren ist eine Maßnahme zur Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug. Hierbei wird die Steuerschuldnerschaft vom Verkäufer auf den Käufer verlagert, sodass die Umsatzsteuer vom Leistungsempfänger im Inland gezahlt werden muss. Dies verhindert, dass der Verkäufer die eingenommene Umsatzsteuer einbehält und nicht abführt.

Vorteile des Reverse-Charge-Verfahrens

      • Reduzierung des Risikos von Steuerausfällen: Durch die Verlagerung der Steuerschuld auf den Käufer entfällt die Möglichkeit, dass der Verkäufer die Steuer einbehält.
      • Erhöhte Transparenz: Das Verfahren ermöglicht eine bessere Nachverfolgung von Transaktionen und reduziert den administrativen Aufwand für Steuerbehörden.

Vermehrte Zusammenarbeit und Datenaustausch 

Die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten wurde durch Initiativen wie das „EU-Mehrwertsteuer-Informationsaustauschsystem“ (VIES) verbessert. Durch den systematischen Austausch von Daten über innergemeinschaftliche Lieferungen und den Einsatz von künstlicher Intelligenz können verdächtige Muster und Netzwerke schneller identifiziert werden. Zusätzlich gibt es den „Quick Reaction Mechanism“, der den Mitgliedstaaten erlaubt, schnell auf plötzliche und groß angelegte Betrugsfälle zu reagieren.

Zukünftige Technologien zur Bekämpfung

Moderne Technologien wie Blockchain, Big Data und künstliche Intelligenz könnten zukünftig eine bedeutende Rolle bei der Betrugsprävention spielen. Diese Technologien ermöglichen eine bessere Nachverfolgung von Transaktionen und können helfen, verdächtige Netzwerke schnell und effizient zu identifizieren.

5. Fazit

Fazit: Zusammenarbeit wichtig

pixabay @ succo

Der Schaden durch Umsatzsteuerkarusselle ist ein gravierendes Problem, das erhebliche wirtschaftliche Verluste verursacht und den fairen Wettbewerb beeinträchtigt. Trotz der Bemühungen der EU und der Mitgliedstaaten, durch gesetzliche Änderungen und verbesserte Zusammenarbeit den Betrug einzudämmen, bleibt das Umsatzsteuerkarussell eine ständige Herausforderung. Es ist daher entscheidend, dass nicht nur Steuerbehörden, sondern auch Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Banken gleichermaßen wachsam bleiben. Die bestehenden Maßnahmen müssen ständig weiterentwickelt werden, um den Betrügern immer einen Schritt voraus zu sein. Eine stärkere Vernetzung und der Einsatz moderner Technologien könnten entscheidende Schritte in diese Richtung sein.

Haben Sie Fragen zum Thema Schaden durch Umsatzsteuerbetrug? Benötigen Sie Unterstützung bei der Vermeidung von Steuerfallen?

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