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Umsatzsteuerbetrug: Karussellgeschäft vs. Kettengeschäft

Umsatzsteuerbetrug: Karussellgeschäft vs. Kettengeschäft

pixabay @ wal_172619

Umsatzsteuerbetrug stellt ein ernsthaftes Problem dar, das nicht nur den Staat, sondern auch ehrliche Unternehmen stark belastet. Die Methoden, mit denen Betrüger vorgehen, sind oft komplex und schwer aufzudecken. Zwei der bekanntesten Formen des Umsatzsteuerbetrugs sind das sogenannte Karussellgeschäft und das Kettengeschäft. In diesem Beitrag erläutern wir die Unterschiede zwischen diesen Betrugsmethoden, ihre Funktionsweise und die Auswirkungen auf die Wirtschaft.

1. Was ist Umsatzsteuerbetrug?

Umsatzsteuerbetrug ist eine illegale Praxis, bei der kriminelle Unternehmen versuchen, Umsatzsteuer zu hinterziehen oder unrechtmäßig erstattet zu bekommen. Dabei nutzen sie Schlupflöcher im System aus, insbesondere in grenzüberschreitenden Geschäften innerhalb der Europäischen Union. Das Ziel ist, Steuern zu vermeiden oder sogar ungerechtfertigte Rückerstattungen zu erhalten.

Die Rolle der Umsatzsteuer in der EU

Die Rolle der Umsatzsteuer in der EU

unsplash @ Guillaume Perigois

Die EU-weite Regelung der Umsatzsteuer ermöglicht es Unternehmen, bei grenzüberschreitenden Lieferungen innerhalb der Gemeinschaft die Steuerlast zu vermeiden, solange diese korrekt in den jeweiligen Ländern abgeführt wird. Dies schafft jedoch auch Schlupflöcher für Betrüger, die diese steuerlichen Vorteile missbrauchen.

2. Karussellgeschäft: Der Klassiker des Umsatzsteuerbetrugs

Das Karussellgeschäft ist eine besonders raffinierte Form des Umsatzsteuerbetrugs. Es wird auch als „Umsatzsteuerkarussell“ bezeichnet und nutzt die Regelungen für innergemeinschaftliche Lieferungen in der EU aus. Diese Geschäfte sind für Betrüger attraktiv, da sie ermöglichen, große Geldsummen in kurzer Zeit zu generieren.

Wie funktioniert das Karussellgeschäft? 

Beim Karussellgeschäft wird eine Ware innerhalb einer Kette von Unternehmen mehrmals weiterverkauft. Diese Unternehmen befinden sich in verschiedenen EU-Ländern. Ein typischer Ablauf könnte wie folgt aussehen:

  1. Lieferung ins EU-Ausland: Ein Unternehmen A aus Deutschland verkauft Waren an ein Unternehmen B in einem anderen EU-Land. Innergemeinschaftliche Lieferungen sind in der Regel umsatzsteuerfrei.
  2. Inlandslieferung: Unternehmen B verkauft die Waren an ein Unternehmen C in Deutschland. Hier müsste eigentlich Umsatzsteuer abgeführt werden.
  3. Betrügerisches Unternehmen: Unternehmen C ist jedoch ein betrügerisches Unternehmen, das die vereinnahmte Umsatzsteuer nicht an das Finanzamt abführt und nach kurzer Zeit verschwindet.
  4. Neubeginn des Kreises: Die Waren werden wieder an Unternehmen A verkauft und der Kreislauf beginnt von vorne.

Dieser Vorgang wird als „Karussell“ bezeichnet, weil die Waren durch die beteiligten Unternehmen im Kreis bewegt werden, während die Betrüger die nicht abgeführte Umsatzsteuer für sich behalten.

Auswirkungen des Karussellgeschäfts

Durch das Karussellgeschäft entstehen dem Staat jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Es handelt sich um eine sehr schwer aufzudeckende Form des Betrugs, da die beteiligten Unternehmen oft nur für kurze Zeit bestehen und dann wieder verschwinden.

3. Kettengeschäft: Ein ähnliches, aber einfacheres Modell

Kettengeschäft: Ein ähnliches, aber einfacheres Modell

unsplash @ JJ Ying

Das Kettengeschäft ist eine weniger komplexe Form des Umsatzsteuerbetrugs, bei der eine Kette von Unternehmen aufgebaut wird, um die Umsatzsteuer zu hinterziehen. Anders als beim Karussellgeschäft steht hier nicht der grenzüberschreitende Handel im Mittelpunkt, sondern eine Abfolge von inländischen Geschäften.

Wie funktioniert das Kettengeschäft? 

Das Kettengeschäft umfasst mehrere Unternehmen, die über eine Kette von Verkäufen miteinander verbunden sind:

  1. Scheinfirmen: Das erste Unternehmen in der Kette (häufig eine Scheinfirma) verkauft Waren an ein zweites Unternehmen, stellt aber die fällige Umsatzsteuer nicht ab.
  2. Echte Unternehmen: Diese Waren werden dann über weitere echte Unternehmen in der Kette verkauft.
  3. Endverbraucher: Am Ende der Kette steht ein Unternehmen, das die Ware tatsächlich verkauft und die Umsatzsteuer vom Endverbraucher einnimmt.

Der Trick besteht darin, dass das erste Unternehmen in der Kette (die Scheinfirma) die vereinnahmte Umsatzsteuer nicht an das Finanzamt weiterleitet, sondern verschwindet. Dadurch bleibt der Staat auf der Steuerlast sitzen.

Unterschiede zum Karussellgeschäft 

Im Gegensatz zum Karussellgeschäft findet beim Kettengeschäft in der Regel kein grenzüberschreitender Handel statt. Die beteiligten Unternehmen sind oft innerhalb eines Landes ansässig. Der Schaden für den Staat entsteht durch die fehlende Abführung der Umsatzsteuer durch eine oder mehrere Scheinfirmen in der Kette.

Vorsicht vor Kettengeschäften 

Unternehmen, die unbeabsichtigt Teil eines Kettengeschäfts werden, können vom Finanzamt haftbar gemacht werden, wenn sie nicht ausreichend geprüft haben, ob Ihre jeweiligen Geschäftspartner zuverlässig sind. Es empfiehlt sich daher, alle Geschäftspartner sorgfältig zu überprüfen und bei Auffälligkeiten sofort die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.

4. Prävention und Maßnahmen gegen Umsatzsteuerbetrug

Prävention und Maßnahmen gegen Umsatzsteuerbetrug

unsplash @ Guille B

Die Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug stellt für Steuerbehörden eine große Herausforderung dar. Sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene werden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um solchen kriminellen Aktivitäten entgegenzuwirken, dazu zählen:

      • Frühwarnsysteme: Steuerbehörden arbeiten an digitalen Lösungen, um Auffälligkeiten im Handel schneller zu erkennen.
      • Verstärkte Kontrollen: Grenzüberschreitende Geschäfte werden stärker überwacht, um Karussellgeschäfte zu unterbinden.
      • Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen den Steuerbehörden der EU-Länder wird intensiviert, um Betrug grenzüberschreitend zu bekämpfen.

5. Fazit

Umsatzsteuerbetrug ist ein gravierendes Problem, das Staaten und Unternehmen jährlich Milliarden kostet. Karussell- und Kettengeschäfte gehören zu den häufigsten und schädlichsten Formen dieses Betrugs. Während das Karussellgeschäft durch grenzüberschreitende Aktivitäten geprägt ist, nutzt das Kettengeschäft hauptsächlich inländische Unternehmensketten aus. Um sich vor diesen Betrugsarten zu schützen, sollten Unternehmen ihre Geschäftspartner genau überprüfen und verdächtige Geschäfte melden. Auch staatliche Maßnahmen wie verstärkte Kontrollen und internationale Kooperation sind notwendig, um den Betrug wirksam einzudämmen.

Haben Sie weitere Fragen zu den Unterschieden zwischen Karussell- und Kettengeschäften?

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